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Gehaltstransparenz und wie Unternehmen davon profitieren

Personal Trends

01.12.2022

Im internationalen Vergleich ist Deutschland beim Thema transparent mit Gehältern umzugehen weit hinterher. Denn in Ländern wie Norwegen und Schweden ist Gehaltstransparenz längst völlig normal und auch in den USA deutet alles in die Richtung. Beispielsweise gilt die Regelung für eine transparente Kommunikation von Gehältern in Stellenanzeigen schon seit dem 1. November in New York und ab dem 1. Januar in Kalifornien. 

Derweil gilt es in Deutschland immer noch als Tabuthema offen über unser Einkommen zu sprechen. Das scheint sich mit der jüngeren Generation allerdings zunehmend zu ändern. Gerade mit Blick auf die Gender-Pay-Gap hat sich eine Bewegung hin zu mehr Transparenz entwickelt. Denn: Nach wie vor verdienen Frauen im Durchschnitt weniger als Männer. In Zahlen sprechen wir hier von ganzen 18% in 2020.

Neben einer höheren Transparenz geht es also auch darum, gerechtere Gehälter durchzusetzen. Und ein Drittel der Arbeitnehmenden ist für die Offenlegung von Gehaltszahlen gerade deswegen bereit, weil sie damit Fairness und Gleichbehandlung verbinden (Quelle: Gehaltsstudie 2022, Kununu). 

 

Was ist mit Gehaltstransparenz gemeint?

Das Thema der Gehaltstransparenz meint gar nicht zwingend, dass jedes Gehalt im Unternehmen veröffentlicht wird. Es meint auch nicht, dass alle im Unternehmen mit derselben Position dasselbe Gehalt verdienen sollten.

Stattdessen geht es vielmehr darum, dass Unternehmen die Gehälter ihrer Mitarbeitenden anhand von definierten Regeln ermitteln und darauf basierend verhandeln. Und: Bei der Bewerbung auf einen Job lässt sich von vornherein sehen, in welchem Gehaltsrahmen man sich bewegt. 

Sprich, bei der Frage nach den Gehaltsstrukturen sollte vor allem hinterfragt werden, wie sich die derzeitigen Gehälter zusammensetzen und ob ihnen dabei klare Kriterien zugrundeliegen. Können Gehälter innerhalb eines Teams sinnvoll erklärt werden? Können gewissen Positionen entsprechende Gehaltsbänder zugeordnet werden? Und abweichende Summen durch Kriterien wie Erfahrung, Qualifikationen oder auch Familienstand begründet werden?

 

Rechtliche Lage

In Deutschland gilt seit 2017 das Entgelttransparenzgesetz. Arbeitnehmer:innen dürfen vom Arbeitgeber Auskunft dazu verlangen, welche Rechnung ihrem Gehalt zugrunde liegt und wie die Kolleg:innen im Vergleich verdienen. Bei Unternehmen, die nach Tarif zahlen, gibt der Betriebsrat Auskunft, ansonsten ist die HR-Abteilung meist die richtige Anlaufstelle. Allerdings gilt das Gesetz nur für Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitenden und bei mindestens sechs vergleichbaren Positionen. Sprich, ein Großteil der Unternehmen ist hiervon tatsächlich nicht betroffen. 

Auf EU-Ebene wurde dem Europäischen Parlament im März 2021 ein Entwurf für eine Richtlinie zu mehr Gehaltstransparenz von der EU-Kommission eingereicht. Hierbei stehen vor allem Maßnahmen zur Berichterstattungspflicht für Unternehmen, verpflichtende Angaben zum Entgelt für Arbeitssuchende und Auskunftsansprüche im Fokus. Außerdem soll Opfern von Lohndiskrimierung die rechtliche Unterstützung und Beratung erleichtert werden. Bei Zuspruch haben Mitgliedsstaaten zwei Jahre Zeit, um die Forderungen in nationale Rechtssprechung umzusetzen. 

An der Stelle auch noch erwähnenswert: Als Arbeitnehmer:in kann in der Regel immer offen über das eigene Gehalt gesprochen werden. Denn entsprechende Verschwiegenheitsklauseln in Arbeitsverträgen sind in den meisten Fällen nicht wirksam und greifen in der Konsequenz nicht. 

 

Auswirkungen höherer Gehaltstransparenz

Gehen wir nun mal hypothetisch davon aus, es wird eine Gehaltstransparenz eingeführt. Mit welchen Folgen kann man rechnen? Überwiegen die Vorteile? Und wie sähen die aus? 

Faktor Gehaltsverhandlungen

Mit klaren Vorstellungen darüber, in welchem Gehaltsrahmen die jeweiligen Positionen sich bewegen und wie sich die Gehälter in einem Unternehmen zusammensetzen, gibt es natürlich auch deutlich weniger Unklarheiten und potenzielle Frustration. Stattdessen handelt es sich bei der Gehaltsfindung nur noch um einen Hygienefaktor, der ganz faktisch abgehakt werden kann. Kriterien wie Berufserfahrung und Ausbildungsgrad werden in der Berechnung berücksichtigt, wodurch dann ein Wert herauskommt, mit dem die Parteien arbeiten können. 

 

Faktor Personalkosten

Eine nicht zu Unrecht verbreitete Furcht ist es, dass die Offenlegung aller Gehälter im Unternehmen zur Konsequenz hat die Personalkosten zu sprengen. Denn natürlich kann es sein, dass diejenigen Kolleg:innen mit schlechterem Gehalt eine Angleichung an die höheren Gehälter in vergleichbaren Positionen fordern.

Allerdings konnten verschiedene Studien zeigen, dass eine gewisse Selbstregulierung entsteht. Heißt, den Forderung nach größeren Gehaltssprüngen kommt das Bedürfnis nach einer fairen Gehaltsstruktur im Team entgegen. Die Höhe der Gehälter pendelt sich stattdessen nach und nach ein.

 

Faktor Mitarbeiterzufriedenheit

Dadurch, dass Gehälter immer noch ein Tabuthema in Unternehmen sind, wird oft davon ausgegangen, dass bestimmte Kolleg:innen deutlich mehr verdienen. Aber sobald es klare Gehaltsstrukturen in Unternehmen gibt und sich Gehälter einpendeln, fühlen sich Mitarbeiter:innen gewertschätzt und gleichwertig behandelt. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Mitarbeiterbindung und Motivation aus. 

 

Gehaltstransparenz: Ja oder Nein?

Wir können sicher eines festhalten: Ohne jegliche Form der Gehaltstransparenz wird ein Ungleichgewicht zwischen Einkommensverhältnissen schlichtweg begünstigt. Und genau da stellt sich jedem Unternehmen die Frage: Sind die aktuellen Gehaltsstrukturen fair? Oder werden bestimmte Gruppen begünstigt? Und wenn, ja - wie kann hier für mehr Gerechtigkeit gesorgt werden?

Denn am Ende des Tages kommt es doch genau darauf an, dass Ihre Mitarbeiter:innen nach Faktoren wie Leistung, Erfahrung und Motivation oder auch Familienstand bezahlt werden sollten. Es wird sich zeitnah wahrscheinlich wenig an der Gehaltstransparenz in Deutschland ändern. Aber das Thema auf Arbeitnehmerseite zunehmend zu enttabuisieren und auf Arbeitgeberseite kritisch zu hinterfragen ist ein Schritt in die richtige Richtung.  

 

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